Ablauf und Dauer einer Psychotherapie

Ablauf und Dauer einer Psychotherapie

Probatorische Phase
Die ersten vier (für Kassenpatienten) bis fünf (für Privatpatienten und Selbstzahler) Termine nennt man probatorische Sitzungen. Sie dauern 50 Minuten, müssen nicht extra bei der Krankenkasse beantragt werden und dienen zum einen dem gegenseitigen Kennenlernen von Patient/in und Therapeut/in und zum anderen der Diagnostik. Mithilfe von wissenschaftlich fundierten Klinischen Interviews und Fragebögen schauen wir gemeinsam, ob eine krankheitswertige Störung vorliegt und wenn ja, welche. Das Stellen einer Diagnose ist Voraussetzung für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse (sowohl für gesetzlich als auch privat Versicherte). Ich bemühe mich hier sehr um ein transparentes Vorgehen, denn in der Verhaltenstherapie ist man der Ansicht, dass der Patient/die Patientin zum Experten seiner/ihrer eigenen Erkrankung werden sollte und dazu gehört auch, dass Sie wissen, unter welcher psychischen Erkrankung Sie leiden. In den ersten Sitzungen werde ich Sie zudem nach Ihren aktuellen Belastungen, Ihren Ressourcen, Ihrer Lebensgeschichte, Ihrer bisherigen Therapieerfahrung und Ihren Therapiezielen fragen. Auf Grundlage dieser Informationen werden wir gemeinsam ein allgemeines Störungsmodell entwickeln und individuell für Sie anpassen. Außerdem werde ich einen möglichst genau auf Sie zugeschnittenen Behandlungsplan entwerfen und mit Ihnen abstimmen. Die richtige „Chemie“ zwischen Patient/in und Therapeut/in ist eine wichtige Voraussetzung für den Therapieerfolg. Nur wenn wir beide den Eindruck haben, dass wir gut miteinander arbeiten können, beginnen wir daher mit der eigentlichen Therapie.

Therapeutische Phase
Oft ist es nicht möglich, in vier bzw. fünf Sitzungen alle oben genannten Punkte zu besprechen. Wir nehmen uns hierfür so viel Zeit, wie wir brauchen. In der eigentlich therapeutischen Phase erfolgt dann die Umsetzung (und gegebenenfalls Anpassung) der Therapieziele und des Behandlungsplans. Zunächst werden Sie lernen, aktuelle, aber meist in der Vergangenheit entstandene, Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und zu verstehen, wie diese in der Gegenwart zu Problemen führen. Nur wenn Sie wissen, was Sie denken und wie Sie sich verhalten, können Sie daran auch etwas verändern. Anschließend schauen wir gemeinsam, welche Muster für Sie hinsichtlich Ihrer Ziele nützlich sind und welche Ihnen im Alltag eher Schwierigkeiten bereiten. Danach werden für die ungünstigen Denk- und Verhaltensmuster Alternativen erarbeitet. Durch gezielte Übungen in den Sitzungen und zu Hause können problematische Muster leichter und schneller verändert werden, als wenn nur darüber gesprochen wird. Hierfür gibt es eine Vielzahl von wissenschaftlich anerkannten Behandlungsmethoden, einige von diesen Methoden finden Sie als in der Navigationsleiste als Unterpunkt bei „Angebot“ aufgeführt. Wir werden uns in jedem Fall immer wieder auf die vier therapeutischen Ebenen Kognitionen (also Gedanken), Verhalten, Gefühle und Körperreaktionen beziehen. Langfristig sollen Sie zur Expertin/zum Experten Ihrer eigenen Beschwerden werden, um so ein Leben ohne Psychotherapie möglich zu machen. Wenn Sie in der Vergangenheit gute Erfahrungen mit einem bestimmten Therapieverfahren (z.B. EMDR) gemacht haben, sprechen Sie mich gern darauf an. Fragen (z. B. zu Abläufen und Vorgehensweisen) sind ausdrücklich erwünscht und auch Kritik nehme ich jederzeit gern an. Sie kann für mich eine wertvolle Information sein, um weitere Behandlungsschritte bestmöglich Ihren individuellen Bedürfnissen, Wünschen und Stärken anzupassen. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sollten die Sitzungen zunächst im wöchentlichen Abstand stattfinden.

Therapieende
In den letzten Therapiestunden betrachten wir rückblickend, ob Sie Ihre ursprünglichen Therapieziele erreicht haben und überlegen, wie Sie weiterhin selbstständig an noch übrig gebliebenen Themen sowie an der Erhaltung Ihrer Behandlungserfolge arbeiten können. Außerdem erarbeiten wir Strategien, die dabei helfen sollen Rückfällen vorzubeugen. Hierzu werden meist größere Abstände zwischen den einzelnen Sitzungen vereinbart (z. B. zunächst zwei Wochen, dann vier Wochen), um ein „Ausschleichen“ der Therapie zu ermöglichen. In manchen Fällen kann auch eine „Follow-up-Sitzung“ nach einigen Monaten sinnvoll sein, um die Stabilität der Erfolge zu überprüfen.

Dauer einer Psychotherapie
Bei einer Kurzzeittherapie werden in der Regel 10 (für Privatpatienten) bis 24 (für Kassenpatienten) Sitzungen von der Krankenkasse genehmigt. Eine Langzeittherapie beträgt in der Regel 60 bis max. 80 Sitzungen. Die tatsächliche Behandlungsdauer richtet sich jedoch nach Ihren individuellen Bedürfnissen und Therapiefortschritten. Wenn Sie Ihre Therapieziele schneller als erwartet erreichen, können wir die Therapie natürlich früher beenden. Wenn nötig, kann die Therapie aber auch verlängert werden. Die Verlängerung muss allerdings wieder bei der Krankenkasse beantragt und von dieser genehmigt werden. Wenn die Beschwerden schon lange vorliegen und sehr komplex sind, kann es sein, dass mehrere Therapien benötigt werden. Hier kann es eventuell sinnvoll sein, im Anschluss an die Verhaltenstherapie ein Verfahrenswechsel (z. B. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) in Betracht zu ziehen, da die Krankenkassen meist erst nach zweijähriger Pause eine erneute Verhaltenstherapie genehmigen.
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